Reisebericht: Rundreise Frankreich entlang der Atlantikküste

03.04. – 14.04.2024, 12 Tage Busreise in Frankreich entlang der Atlantikküste mit Le Mans – Noirmoutier – La Rochelle – Ile de Re – Rochefort – Ile d'Oleron – Saintes – Cognac – Bordeaux – Medoc – Orleans – Reims


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Über Le Mans zur Atlantikküste nach Pornichet und La Rochelle mit Ile de Noirmoutier, Ile de Ré, Rochefort und Ile d’Oléron mit Vauban-Festungen. Über Saintes und Cognac nach Bordeaux - Médoc-Rundfahrt und Besuch in Arcachon.

Die Atlantikküste in Frankreich – südliche Fortsetzung der einzigartigen Küstenregion der Bretagne durch Vendeé, Poitu und Aquitanien verfügt über kulturhistorische Sehenswürdigkeiten und spektakuläre Küstenorte en masse, von denen inzwischen viele auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes stehen!
Von historischen Orten, bekannten Ferien-Inseln und Küstenabschnitten bis nach Aquitanien und der südlichen Biscaya-Küste überrascht die Region mit ihrem fast ganzjährig mildem Klima. Weitläufige Küstenregionen mit Polder- und Marschlandschaften im Hinterland, die noch im Mittelalter fast Meeresgebiet waren und malerische alte Städte, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, bilden eine ganz besondere Art des Kennenlernens von Frankreich und seiner Geschichte
Erfahrungsgemäß ist es Anfang April angenehmes Wetter und auch touristisch (noch) nicht überfüllt – allerdings hatten wir in diesem Jahr während der ersten Reisehälfte ausgesprochen kaltes und regnerisches Wetter: Dennoch war und ist diese Reise voller interessanter Erlebnisse – allerdings spricht sich die französische Atlantikküste langsam als besonderer Urlaubstipp herum. Beginnend mit attraktiven Sehenswürdigkeiten wie den seit der Antike bestehenden, immer noch genutzten Salzgärten, den traumhafte Sandstränden und ihrer Erkundung harrenden Städten – und eine traditionell hervorragende Küche locken alljährlich immer mehr Touristen an, denn auch die Franzosen machen hier besonders gern Ferien im eigenen Land.
Folgen Sie Sie uns also mit diesem kurzen Bericht in eine der schönsten Ecken Westfrankreichs, zu den besonderen Höhepunkten der Atlantikküste.
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Saarbrücken – Lothringen – Champagne – Nogent: erster Tag, 03.04.24:

Es würde ein langer Tag werden, an dem über 1000 km zurückgelegt werden mussten, um die nicht eben kurze Strecke von Dresden bis kurz vor Paris zurücklegenWir fuhren in unserem bequemen Reisebus durch Sachsen, Thüringen, Hessen und zum Schluss Baden Württemberg und das Saarland nach Frankreich, wo wir noch die Regionen von Lothringen und Champagne durchquerten und an Metz und Reims vorbei, dessen Kathedrale Krönungskirche mehrerer französischer Könige war, die Pariser Vorstadt Nogent am Fluss Marne zu erreichen für unsere erste Zwischenübernachtung.

Nogent–sur Marne – Le Mans – Pornichet (La Baule), zweiter Tag, 04.04.24 :

Heute setzten wir unsere Reise in Richtung Westfrankreich fort. Vorbei an Chartres, das für seine besondere gotische Kathedrale mit herausragenden Kunstwerken mittelalterlicher Glasmalerei bekannt ist, war unser erster längerer Stopp heute der Besuch der im Loiretal gelegenen historischen Stadt Le Mans. Abgesehen von seiner Berühmtheit aufgrund der Motorsportveranstaltung - dem seit 1906 ausgetragenen 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf einem 13,5 km langen Parcours, das zu den wichtigsten Autorennen der Welt zählt und Vorbild für nahezu jedes Langstreckenrennen weltweit wurde - bietet die Stadt an sich ein äußerst sehenswertes und teilweise uraltes historisches Ensemble. . Nicht nur die aus dem 4. und 5. nachchristlichen Jahrhundert erhaltene gallo-römische Stadtmauer, auch die mittelalterlich geprägte Altstadt ist ein architektonisches Juwel mit schönen Fachwerkhäusern, überwiegend aus der Epoche der Renaissance. Wir marschierten entlang der alten Mauer aus Römerzeiten, die einst fast zwei Kilometer lang war und in einer Mischung aus Backstein, rosa Sandstein und Kalkstein errichtet wurde. Recht günstig daneben lag unser Busparkplatz - und von dort gehend stiegen wir nahe der alten Mauer die Treppen hinauf zum erhöht über dem Ufer der Sarthe liegenden mittelalterlichen Stadtkern. Herrliche Fassaden teilweise sehr alter Fachwerk- und Steinhäuser, manche davon mit markanten Ecksäulen aus der Antike, gehören zu den Besonderheiten von Le Mans. „Spolien“ nennt man die wiederverwendeten römischen Säulen, die hier noch so manches Haus stützen, tragen und markieren. Dominant über der Stadt ragt aber die mächtige Kathedrale Saint-Julien auf, die zu den bemerkenswertesten Kirchenbauten Frankreichs gehört. Gleichzeitig ist sie ungewöhnlich, denn ihr reichgegliederter gotischer Chor ist fünfschiffig und wirkt übergroß. Man hatte ihn einst an ein etwas kleineres und original romanisch geprägtes Langhaus angesetzt, das dagegen – außen wie innen, eher bescheiden wirkt. Als besonderer Schmuck von Saint-Julien können jedoch immer noch ihre mittelalterlichen Glasfenster gelten, von denen aus romanischer wie auch gotischer Zeit bemerkenswerte Beispiele kunstfertiger Glasmalerei erhalten sind. Für Le Mans hatten wir zwar Zeit für einen Bummel und auch für den Besuch der Kathedrale, aber übler Starkregen machte den Besuch weniger einladend als erhofft. Danach fuhren wir im bequemen – und trockenen – Reisebus, sicher chauffiert von Sergej Koval, nach Südwesten in Richtung Atlantischer Ozean.. Vorbei an der bedeutenden Stadt Nantes und der Loiremündung ging es weiter zu unserem nächsten Übernachtungsort La Baule, in dessen Vorort Pornichet unser komfortables Hotel lag. Wir erreichten die Küste am Abend und konnten uns über die frische Seeluft freuen und trotz nicht allzu guten Wetters einen ersten Blick auf den Atlantischen Ozean erhaschen, denn unser Hotel in La Pornichet lag nur wenige Schritte vom Strand entfernt.

Pornichet – Ile de Noitrmoutier – La Rochelle, dritter Tag, 05.04.24:

Die Loire-Mündung und ihre Überquerung war heute unser erstes Highlight. Die Mündung von Frankreich größtem Fluss - über 1000 km lang – erfolgt in einem fast dreißig Kilometer langen Trichter, der komplett den Gezeiten ausgesetzt ist. Die eigentliche, fast zwei Kilometer breite Flussmündung, überquerten wir auf der St. Nazaire-Brücke – einem Wunderwerk der modernen Technik. Einst galt sie als der Inbegriff der Brückenbau-Kunst und war mit fast drei Kilometern Länge damals eine der größten Schrägseilbrücken der Welt. Bis heute ist es ein Erlebnis, auf ihr die Loire zu überqueren - in dem Wissen, dass 60 m unter ihr die großen Schiffe zum Hafen gelangen. Ein Fotostopp am Parkplatz der Loire-Mündung, der einen guten Blick auf die Brücke gestattet, ist nahezu Pflicht! Nicht viele Anbieter haben einen Besuch auf der hübschen Insel Noirmoutier im Programm, obwohl das knapp 50 km² große Eiland zu den besonderen „Geheim-„Tipps an der Atlantikküste zählt! Der einst zum Festland gehörende Landvorsprung wurde nach der Eiszeit mit steigendem Meeresspiegel zur Insel, und ist nun von den Gezeiten umspült. Erst seit knapp 50 Jahren gibt es eine Brückenverbindung zu dieser Insel, von der Teile – immer noch durch Felskanten und Sanddämme geschützt – unter dem Meeresspiegel liegen. Dass sie nur bei Ebbe über einen Furt- und Dammweg erreichbar war, durften wir erleben, denn Sergej chauffierte uns – da die Gezeitentabelle „sichere Passage“ auswies - über die vier km lange „Passage du Gois“ , die bei Flut stets überschwemmt ist in einer Fahrt, die immer wieder ein kleines Abenteuer ist, auf die Insel. Nur bei tiefstem Wasserstand ist es zweimal täglich für jeweils knapp drei Stunden möglich, diesen besonderen Weg zur Insel zu nehmen. Erst 1971 wurde mit dem Bau der großen Brücke die Abhängigkeit von den Gezeiten aufgehoben und nun kann man jederzeit nach Noirmoutier gelangen. Das gibt zwar den Einwohnern Unabhängigkeit, sorgte aber auch für eine immense Zunahme des Tourismus, den nicht alle Inselbewohner mögen. Wir fuhren auf diese interessante Gezeiten-Insel, wo zunächst der Besuch eines Salzgartens auf uns wartete – als ein besonderes Detail, das die jahrtausendelange Nutzung von Ebbe und Flut verrät. Die etwas ungewöhnlichen Salzgewinnungsanlagen finden sich an diesem Abschnitt der Atlantikküste südlich der Loiremündung vielfach und werden schon seit Jahrhunderten mit einfachsten Mitteln und physikalischen Grundkenntnissen genutzt. Die Salzsümpfe mit ihrer Lage teilweise unter dem Meeresspiegel ermöglichen die höchst einfache, allerdings arbeitsintensive Art, sehr begehrtes Meersalz in außerordentlich hoher Qualität zu gewinnen. Ein ausgeklügeltes System miteinander verbundener Wasserbecken mit geringem Gefäll-Unterschied lässt das salzhaltige Wasser des Atlantischen Ozeans in ein großes Auffang- und Klärbecken laufen. Von dort wird es - mechanisch durch ein ausgeklügeltes schmales Kanalsystem mit Steuerbrettchen als „Wehr“ - angelegtes Gefälle sozusagen „portioniert“ in kleinere Verdunstungsbecken geleitet. In denen erhöht sich die Salzkonzentration des Wassers immer mehr durch Verdunstung, bis dann schließlich das Meersalz auskristallisiert. Die Salzkonzentration des in der Sonne verdunstenden Atlantikwassers nimmt von Becken zu Becken zu – so dass am Ende Salz auf mehrere Arten und in mindestens zwei Qualitäten entsteht: die höhere wird durch den Salzgärtner mit einem speziellen Instrument von der Oberfläche abgeschöpft mit großen, rechenartigen Werkzeugen: Damit gewinnt er das begehrte „Fleur du Sel“, die Salzblume, die man gern in Gewürzmühlen und als Küchengewürz nutzt. Im Restbecken sorgt man mit Wellenbewegungen eines Spezialwerkzeuges dafür, dass die am Boden gebildeten Salzkristalle an die Beckenränder gespült werden und „erntet“ sie, die noch endgültig auskristallisieren und abtropfen müssen, als das grobere „Sel gris“. Das wird in größerer Meine aber viel seltener als Speisesalz erzeugt, vor allem aber industriell für Kosmetik und andere Produkten verwendet. Hunderte derartiger Salzgärten sind bis heute im Privatbesitz und deren Salz ist ein begehrtes, auf traditionelle und nachhaltige Weise erzeugtes Naturprodukt. Lebensmittelbranche und Gastronomie wissen dies in Frankreich noch genauso zu schätzen wie die Industrie. Wir konnten direkt am Ort das ausgeklügelte Portionierungssystem bestaunen, das in seiner Einfachheit seit Jahrhunderten existiert und kaum zu überbieten ist, aber wir konnten auch direkt vom Erzeuger einige seiner Salzprodukte kaufen. Weiter ging es dann in die kleine „Insel-Hauptstadt“ Noirmoutier-en-l'ile, deren hübsche weiße Häuser und kleinen Gassen, eine auf Seeleute ausgerichtete Kirche und eine alte Festung Die Hauptattraktionen bilden. Leider trübte das für die Jahreszeit untypische Wetter die Entdeckerfreude. . Eine mit Türmen und Wachhäuschen versehene Wehrmauer umschließt die Inselburg, den bei uns meist als „Bergfried“ bezeichneten Donjon und noch immer strahlen die Verteidigungsbauten aus dem 12. – 15. Jh. echte Wehrhaftigkeit aus. Nach etwas Freizeit im Ort setzten wir unsere Fahrt fort, um zu unserem heutigen Tagesziel zu gelangen. Am frühen Abend erreichten wir unseren ersten „Standort“ an der Atlantikküste, die attraktive und historisch bedeutsame Hafenstadt La Rochelle. Hier lag unser Hotel direkt neben dem alten Stadttor am malerischen Hafenbecken

Markt von La Rochelle – Ile de Ré – La Rochelle, vierter Tag, 06.04.2017:

Samstag war Markttag in La Rochelle - und so bildete den Auftakt unseres heutigen Programms zunächst der Besuch auf dem Markt. Zwar wird jeden Tag in der großen Markthalle von La Rochelle täglich am Vormittag eine bunte und für einen Mitteleuropäer spannende und ungewöhnliche Vielfalt an regionalen Produkten präsentiert, aber Samstag ist ein Tag der Höhepunkte. Obst, Gemüse und Wein, alle Arten von Gebäck, Fleischereiartikel und teilweise sehr phantasievollen Kreationen, die oft schon kochfertig vorbereitet waren, gewährten einen Einblick in die leckere und ideenreiche Kochkunst der Umgebung. In der traditionell auf Fischerei ausgerichteten Region kann man natürlich vor allem auf eine riesige Auswahl an Krebstieren, Schnecken, Muscheln und natürlich Fisch blicken – in Zusammenstellungen und Besonderheiten, die bei uns zu Hause nahezu unbekannt sind. Nach dem überaus interessanten Marktbesuch aber ging es los zum Tagesprogramm. Wie gewaltige Felsriegel liegt zwischen zwei langgestreckten Inseln die Bucht von La Rochelle, wobei der Küste der alten Hafenstadt im Westen bzw. Nordwesten vorgelagert sind die Ile de Ré, weiter im Süden die Ile d’Oleron. Beide sind dicht besiedelt und aufgrund der seit vielen Jahrhunderten unumstrittenen Wichtigkeit des Hafens von La Rochelle gibt es überall eine Unmenge großer und kleiner Festungen. Unser heutiges Programmziel war das französische Urlaubsparadies der Ile de Ré, zu erreichen über eine fast drei Kilometer lange Brücke, eine der längsten Frankreichs, die erst seit 1988 existiert. Die Brücke hat den bis dahin überschaubbaren Strom vor allem an Tagestouristen vervielfacht. Französische Statistiken gegen in den Ferienmonaten von : zwölf bis fünfzehnmal so vielen Touristen wie Einwohnern pro Jahr auf der Insel aus! Wir erreichten am Vormittag „Ré la Blanche“(Ré die Weiße) wie sie genannt wird: über 30 Kilometer lang und an der breitesten Stelle etwa fünf Kilometer, an der schmalsten nur etwa 100 m breit. Die Insel bietet urige Dörfer und – auf ihre Gesamtgröße von gerade einmal 85 km² bezogen viele Sehenswürdigkeiten und Landschaften. Zunächst wandten wir uns den besonders interessanten Befestigungsanlagen des Hauportes der Insel zu. Die sternförmigen, an vielen Stellen schiffsbugartig vorspringenden Festungsmauern im Stile der Renaissancefestungen wurden nach Plänen von Sébastien Le Prestre de Vauban, errichtet. Dieser berühmteste Marschall und Festungsbaumeister Frankreichs in der Ägide des Sonnenkönigs Ludwig XIV. gilt nicht nur als einer der vielleicht besten Militärarchitekten der europäischen Geschichte, sondern manche seiner Werke – wozu auch die Festungsanlage von Saint Martin de Ré gehört – stehen seit 2007 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes! Eine weitere Besonderheit der Insel erlebten wir später an deren äußerstem Ende der langgestreckten Insel Ré. Zwei historische Leuchttürme gleichen Namens, „Phare des Baleines“(Leuchtturm der Wale) bezeichnen dabeieinen immer noch arbeitenden Leuchtturm aus der Mitte des 19. Jh. und seinen außer Dienst stehenden Vorgänger. Der heute noch aktive, insgesamt 57 m hohe steinerne Turm wurde möglicherweise nach dem Umstand benannt, dass vor seiner Küste immer wieder Wale strandeten. Er ersetzte einen anderen, massiven Leuchtturm aus dem Jahr 1682, der heute noch als 29 m hohes Bauwerk existiert und ein Museum beherbergt. Besonders interessant sind aber die den Leuchttürmen vorgelagerten historischen, ziemlich genial angelegten Fischschleusen, die die Einheimischen schon seit dem Mittelalter nutzen. Um ständig über frischen Fisch zu verfügen und in der mitunter viel zu rauhen See ohne Boote, Angeln oder Fischernetze auszukommen, hat man ein ineinander verschachteltes System von steinernen Mauern errichtet, die bei Flut meterhoch überspült werden. Wenn sich dann das abebbende Wasser zurückzieht, werden von Mauern eingefasste Becken sichtbar, in denen man die von der Flut zurückgelassene Meeresbewohner leicht und frisch einfangen oder einsammeln kann. Recht früh kehrten wir dann nach La Rochelle zurück, wo in der Nähe unseres Hotels die Besonderheiten der historischen Hafenstadt als einzigartige Mischung von Natur, historischer Altstadt, altem Hafen, Gastronomie und modernen Boutiquen einen einzigartigen Bummelplatz bietet. Das Abendessen konnte wieder jeder selbst am Hafen einnehmen, wo unzählige Restaurants mit Spezialitäten der Region aufwarten.

La Rochelle – fakultativer Ausflug ins Marais Poitevin, fünfter Tag, 07.04.2024:

Den heutigen Sonntag starteten wir mit der von einer erfahrenen örtlichen Reiseleiterin geführten Rundgang durch das malerische La Rochelle vom Hotel aus. Mit nur wenigen Schritten waren wir mitten in der Geschichte der bedeutenden und überaus interessanten Stadt. Wir erfuhren Erstaunliches über die „Perle am Atlantik“, wie einer der Beinamen von La Rochelle lautet. Ihr ausgeprägter maritimer Charakter mit n zahlreichen Zeugnissen einer geschichtsträchtigen Vergangenheit, reichen Kulturgut und den überall zu entdeckenden Anzeichen ihrer von alters herrührenden Lebensqualität vermag die Besucher verzaubern und lockt vor allem im Sommer alljährlich immer neue Herrscharen von Touristen an. Im Mittelalter konnte die Stadt sich lange eine gewisse Unabhängigkeit von der französischen Zentralverwaltung bewahren. Selbst für die deutsche Hanse besaß sie ein bedeutsames Kontor an der französischen Atlantikküste. Durch den Salz- und Weinhandel unabhängig und wohlhabend, hatte La Rochelle starke Verteidigungsanlagen entwickelt, die sie als bedeutende Bastion der „Hugenotten“ genannten französischen Protestanten im Glaubenskampf noch vor dem 30jährigen Krieg auszeichnete. Bis heute Wahrzeichen der Stadt sind die entsprechenden Türme am Alten Hafen, wo wir unseren Rundgang begannen. Dem Schutzpatron der Seefahrer, dem Heiligen Nikolaus, ist der linke der Türme geweiht, der sich im Laufe der Zeit fast zu einer Hafenburg entwickelte. Ihm gegenüber liegt der Kettenturm, in dem einst die Kette befestigt wurde, die von St. Nicholas her die Hafeneinfahrt für ungebetene Eindringlinge sperrte. Unweit davon steht ein gotischer Turm, wegen seines einst an der Spitze befestigten Leuchtfeuers bis heute „Laternenturm“ genannt. Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert gebaut, bezeugen diese Türme wie keine andere Sehenswürdigkeit als Reste der einstmals mächtigen Befestigung der Stadt die reiche maritime Vergangenheit. Direkt neben unserem Hotel befindet sich als Eingang in die Altstadt das Stadttor „Grosse-Horloge“, ein eigentlich aus der Gotik stammender und später umgebauter Torturm mit Uhr, der mit seinem breiten Durchlass den Zugang vom Hafen zur Altstadt öffnet oder schließt. . Durch ihn gelangten wir rasch in den alten Stadtkern. Malerische Gassen, Gebäude und Straßennamen zeigen die glorreiche Vergangenheit der Stadt an, führen jedoch auch zu den Besonderheiten, wie den kilometerlangen Arkadengängen und den besonderen Fachwerkhäusern, deren verputzte Fassaden mit vor die Fachwerk-Balken genagelten Schieferplatten das Holz vor der Verwitterung durch die salzige Seeluft schützen sollten. Das einstige Viertel der Schiffsärzte mit schönen Patrizierhäusern, die alte Börse – die aus dem 18. Jh. stammende Handelskammer mit ihrem Architekturschmuck aus Schiffshecks – und natürlich das außergewöhnliche Rathaus bilden das sehenswerte Zentrum der Altstadt von La Rochelle. Da die Stadt in protestantischer Tradition stand, ist in La Rochelle keine Kirche, sondern das wehrhaft in Formen der Spätgotik und der Renaissance erbaute Rathaus der Glanzpunkt. Es bildet bis heute die hauptsächliche Sehenswürdigkeit der Altstadt. La Rochelle ist – nebenbei gesagt - als einziger Ort in Frankreich Mitglied des 1980 gegründeten und als „länderübergreifende Kulturgemeinschaft“ gedachten Bundes der „Neuen Hanse“. Nach der hinter unserem Hotel endenden Stadtführung hatten wir Freizeit, um das einzigartige Ambiente dieser Hafenstadt mit neuen Kenntnissen weiter zu genießen. Am Nachmittag hatten Interessierte aber auch die Möglichkeit, an einem fakultativen Ausflug teilzunehmen, der ins Herz des „grünen Venedig Frankreichs“ führen sollte. Viele von den Mitreisenden haben diese Möglichkeit genutzt. Und sind mit Sergej und mir ins gewaltige Sumpfgebiet des Marais Poitevin gefahren. Geschaffen durch einen Einbruch und späteren Rückzug des Meeres an der französischen Atlantikküste, gehört das heutige Naturreservat Marais Poitevin nur wenige Kilometer nördlich von La Rochelle zu den größten Sumpfgebieten Europas. Dennoch liegt es – wenig bekannt - trotz steigender Beliebtheit immer noch „abseits der Touristenströme“ und macht zu Recht damit Werbung, dass es alles bietet, um sich hier wirklich zu erholen. Seit dem 11. Jh. hatten Mönche von hier in der Einsamkeit und Unwirtlichkeit gegründeten Klöstern das Gebiet zum Teil mit seiner fruchtbaren Erde trockengelegt und dafür gesorgt, dass es landwirtschaftlich nutzbar wurde. Mit Hilfe von Kanälen, Drainagen und Deichen entstanden wirtschaftlich bedeutende Teile des Sumpfgebietes, in denen Dörfer und Städte gegründet wurden. Fast wie im heimatlichen Spreewald sieht es hier aus und bei einer Bootsfahrt erlebten wir diese idyllische Naturlandschaft. Als kleinen Extra-Höhepunkt konnten wir anschließend noch einen Besuch einer ganz besonderen Abtei einbauen: Das einst riesige Kloster Maillezais hat als Benediktinerabtei eine ganz besondere Geschichte, denn bei seiner Gründung lag es noch mitten im Meeres-Überflutungsgebiet, wovon bis heute ein gewaltiger gemauerter Wellenbrecher einem „Pfefferbüchse“ genannten Wachturm darauf zeugt. Nach dem Bau einer prächtigen Abteikirche erhob der in Avignon residierende Papst Johannes XXII. das Kloster zum Bischofssitz und die Kirche von Maillezais wurde Kathedrale! Damit bekamen die Klosterbauten große Bedeutung und erfuhren beträchtliche Erweiterungen, wovon noch deutliche Reste der Kirche, der Wirtschaftsgebäude aber auch des Palastes zeugen. Nach dem Besuch der sehr sehenswerten Abtei kehrten wir nach La Rochelle zurück.

Rochefort – Seilerei – Transbordeur – Fouras, sechster Tag, 08.04.2024:

Ministers Colbert, einer der wichtigsten französischen Politiker des 17. Jh., ließ Frankreichs bedeutendsten und gut geschützten Marinestützpunk am Ufer der Charente errichten. Es wurde nicht nur eine der Hauptwerften der französischen Kriegsflotte am Ende der Bucht von La Rochelle, sondern - wie schon der Name besagt - eine Felsenburg als Stadt Rochefort zum bedeutenden Marinearsenal Frankreichs, von dem heute noch vieles erhalten ist. Diese Stadt, übrigens auch durch Catherine Deneuve und ihre Schwester als Filmmusical „Die Mädchen von Rochefort“ bekannt geworden, war unser heutiges Ziel. Viele der erhaltenen historischen Anlagen, unter anderem Kriegshafen und Seilerei, erstrecken sich entlang der immer noch den Gezeiten unterworfenen Uferzone des Flusses Charente. Beeindruckend, in voller Größe und Detail-Vielfalt erhalten, sind die Gebäude und Einrichtungen der Königlichen Seilerei. Als „Reeperbahn“ – für die langgezogene Seilverdrillung gebauten überdachten Gebäudekomplexe - wurden hier die für die alten Groß-Segler nötigen starken und detailreichen Seile und beweglichen Ausrüstungen zum Hantieren mit Segeln und Masten hergestellt. Entscheidend für Manövrierfähigkeit und Einsatzstärke des Schiffes befanden sich früher mehrere Dutzend Kilometer Tauwerk auf jedem der großen Seefahrzeuge. Hier in Rochefort entstand für die Fertigung der Schiffsausrüstungen und –takelage eine gewaltige, noch dazu mit architektonischem Schmuck versehene „königliche“ Produktionsanlage, deren über 350 m langer Gebäudekomplex bis heute original erhalten ist. Bei unserer Gelegenheit, diese historische Fertigungs-Stätte zu besuchen, wurden wir bei einer Führung mit den Einrichtungen und Herstellungsmethoden der historischen Marineseilerei bekannt gemacht. In der anschließenden Freizeit war genug Muße, um noch weitere Teile des Arsenals und die planmäßig angelegte kleine Stadt Rochefort selbst zu entdecken, bevor es am Nachmittag zurück nach La Rochelle ging. Wir unterbrachen wir die Rückfahrt aber noch zweimal für kleine Abstecher. Das erste Mal war einem recht seltenen technischen Denkmal gewidmet. „Transbordeur“ wird hier die einzige in Europa noch original erhaltene Schwebebrücke genannt. Um 1900 wurde dieses technische Denkmal errichtet - ein gewaltiges Eisengestell über die Charente, das eine hängende Plattform mit Fahrzeugen und Personen immer hin und her über den Fluss transportieren konnte. Derzeit nur ab und zu in Betrieb, gehört das einzigartige Objekt zu den wenigen von noch insgesamt sieben historisch erhaltenen derartigen Industriedenkmälern, die weltweit in Betrieb sind. Ein zweiter Abstecher führte uns in den für seine Strände bekannten Badeort Fouras. Er liegt direkt oberhalb der Mündung des Flusses Charente. In der Vorsaison ist das Städtchen noch relativ ruhig, aber im Sommer platzt es vor Touristen aus allen Begrenzungen. Wir kamen neben der Hauptsehenswürdigkeit des Ortes, der Burg von Fouras, zum Stehen. Das kleine mittelalterliche Wehrschloss ist malerisch und fotogen. Das Besondere an diesem kleinen Bauwerk ist aber die Beteiligung des Festungsarchitekten Vauban an seiner Fertigstellung – es gilt als kleinste seiner Festungen. Wir hatten viel Zeit für einen Bummel zur Burg, zur Innenstadt und natürlich auch zu den Stränden, an denen einige Beispiele für Setznetze am Strand vorhanden sind. # Am späten Nachmittag kehrten wir nach La Rochelle zurück.

Ile d’Oleron – Fort Boyard, siebterTag, 09.04.2017

Heute stand ein weiterer Ausflug die Umgebung von La Rochelle auf dem Programm – mit Besuch der letzten großen der berühmten Inseln hier an der Westküste. Vorbei an Rochefort, ging es zu den Salzsümpfen vor der Insel Oléron. Der kleine Ort Marennes ist der auf dem Festland liegende Hauptort einer Landschaft aus Salzsümpfen und den Gezeiten ausgesetzten Flachwasser-Gebieten. Besonders bekannt ist er für Austernzucht, Krabben- und Hummerfischerei. So war unser erster Stopp heute war auch bei einem Austernproduzenten, bei dem wir viel Wissenswertes über Aufzucht, Vermehrung und Vermarktung der Muschelart erfahren konnten. Überall weltweit als besondere Delikatesse geschätzt und – zumindest in Europa und Amerika roh verzehrt bzw. „geschlürft“ – sind Austern eines dere besonders von Frankreich importierten lukullischen „Luxusgüter“. Allerrdings werden fast 90% aller Austern in Asien aufgezogen und verzehrt, aber Frankreich gilt in Europa als dessen bedeutendster Austernproduzent. Wir haben viel Interessantes dazu erfahren: Nachdem man das gerade ausgestoßene, befruchtete und im Wasser schwebende Austernlaich aufgefangen hat, gibt man den Tieren im nahrungsreichen Gezeitengebiet die Möglichkeit zum Wachsen. Die Jungtiere wachsen , an Gummischeiben festgesetzt, heran und gewinnen nach „Abernten“ und in Metallnetzen ausgesetzten Wachstumsperioden nach vielen Monaten ihre verzehrfähige Größe. Mehrfach gesäubert und voneinander werden die Austern schließlich nach Größen geordnet, verpackt und zum Verzehr versendet. Unsere Gelegenheit, nach einem einführenden Film alle Prozesse und auch die Produktionsanlagen zu sehen und zu fotografieren durften wir einige der besonders würzigen Austern von Marennes probieren. Allerdings erklärte uns Führerin Alina zuerst, wie man eine Auster korrekt öffnet, ohne sich dabei an der Hand zu verletzen, dann konnten wir die Delikatessen – manche von uns eigenhändig geöffnet! – auch schlürfen! Eine lange Tafel mit Brot, Wein – und natürlich Austern – bot entsprechenden Genuss. Später besuchten wir die dritte Insel während unserer Reise. Die Ile d'Oléron, ist mit 174 km² die zweitgrößte zum Mutterland in Europa gehörende französische Insel nach Korsika. Sie wird wegen ihres milden Klimas auch Mimoseninsel genannt und gehört zu den beliebtesten Ferienzielen der Franzosen. Bedeutender Ferienort ist der von seiner Vauban-Festung dominierte Ort Le Château d’Oléron. Malerische Festungsmauern charakterisieren ihn, aber daneben hat sich im vorgelagerten alten Hafen ein fotogenes Künstlerdorf mit bunten Hütten und interessanten Angeboten etabliert. Wir verbrachten hier einige Zeit, dann ging es weiter zum malerischen Hafenort Boyardville. Bei allerdings schlechtem Wetter und heftigem Seegang unternahmen wir eine Bootsfahrt die uns nahe an die europaweit durch Film und Fernsehen bekannt gewordene Sehenswürdigkeit Fort Boyard brachte, eine ovale Festung. Sie erhebt sich direkt aus dem offenen Meer zwischen der Ile d'Oleron und der Ile d'Aix und wurde - wie ein künstlicher Felsen - an einer Stelle erbaut, wo ihre Errichtung jahrhundertelang unmöglich schien. Selbst der berühmte Vauban scheiterte an dieser Aufgabe, denn erst unter Napoleon wurden ernsthafte Arbeiten begonnen und später mit moderner Technik Mitte des 19. Jh. eine über 20 m aus dem Wasser aufragende Artilleriefestung erbaut. Militärisch sinnlos erhebt sie sich bis heute aus dem Wasser. Ursprünglich sollte sie den Zugang zur militärisch bedeutsamen Arsenalstadt Rochefort sichern.. Bevor wir nach der Bootsfahrt nach La Rochelle zurückkehrten, konnten wir noch einen Abstecher zu einer besonderen Sehenswürdigkeit einbauen: in St.Pierre d’Oléron steht als eines der wenigen weltweit erhaltene Exemplare eine sogenannte „Totenlaterne“. Diese Monumente, die früher auf Friedhöfen errichtet wurden, entsprangen vor allem dem Volksglauben und sollten als „Friedhofsleuchte“ die Verbindung zwischen den Lebenden und den auf See gebliebenen Toten herstellen. Nach dem Fotostopp hier kehrten wir nach La Rochelle zurück.

La Rochelle – Saintes – Cognac – Bordeaux, achter Tag, Samstag 10.04.2024:

Das malerische La Rochelle zu verlassen, war wirklich schade – aber immerhin brachen wir ja dazu auf, einen weiteren Abschnitt der Atlantikküste kennenzulernen. . Erstes heutiges Ziel war Saintes, eine kleine Stadt, die als historische Station des Jakobs-Pilgerweges nach Santiago de Compostela mehrere Objekte des UNESCO-Welterbes enthält. Vom Busparkplatz aus war es nicht sehr weit bis zu unserer wohl ältesten Sehenswürdigkeit, während dieser Reise, dem römischen Amphitheater. Seine Ruinen künden davon, dass Saintes während der Römerzeit ein bedeutender Ort war. Davon, dass hier auch – an einer ihrer gallischen Militärstraßen gegründet - ein bedeutendes Militärlager war, kündet auch ein römischer Triumphbogen, den wir aber erst zuletzt kennenlernen würden. Vom – wegen Bauarbeiten geschlossenen - Amphitheater gelangten wir zu den Überresten der alten Pilgerkirche Sainte Eutrope, die als einst bedeutendste Kirche am Jakobsweg in Frankreich schon seit 1998 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Obwohl die historische Krypta das eigentliche Monument ist, war das dominierende Bauwerk der ganzen Stadt ihr Glockenturm. Eigentlich wurde er – lange nach der eigentlichen, aus der Romanik stammenden Kirche - in spätgotischem Flamboyant-Stil errichtet. Mit 65 m Höhe und seiner wuchtigen Gesamterscheinung beeindruckt der Turm bis heute und auch das Innere der Kirche überzeugt durch ihre gewaltige Raumwirkung. Dennoch liegen die eigentlichen Besonderheiten der Kirche in ihrem doppelgeschossigen romanischen Umgangschor und der aus dem 11. Jh. stammenden, ungewöhnlich großen Krypta. Diese, von Beschilderung extra bezeichneten und oft als „Unterkirche“ geführten Krypta, lässt tatsächlich noch das Leben und Treiben in einer der großen mittelalterlichen Pilgerkirchen erahnen und beeindruckt nicht nur durch ihre schiere Größe und Weitläufigkeit, sondern auch durch die Qualität, Kunstfertigkeit und Vielfalt ihrer Kapitelle und Verzierungen. Dann spazierten wir weiter bis zum Ufer der Charente und verhielten neben der Kathedrale und dem auf dem gegenüberliegenden Ufer vorhandenen Germanicus –Triumphbogen, der einem der Adoptivsöhne des Kaisers Tiberius gewidmet ist. Von hier hatten wir Freizeit für weiteren Bummel, einen Mittagsimbiss oder ähnliches, bevor wir nach Cognac weiterfuhren. Gewiss muss man bei diesem Namen nicht betonen, dass der Ort namengebend wurde für zahlreiche Cognac-Brennereien, in denen der berühmte Weinbrand aus Weißwein hergestellt wird. Wir lernten hier das Haus Martell kennen, dessen Cognac zu den weltweit am meisten Geschätzten gehört. Von hier aus exportiert und weltweit als besondere Spezialität gehandelt, gilt der aus dem vom aus Jersey stammenden Jean Martell 1715 hier gegründeten Handelsunternehmen hergestellte Brandy als eines der traditionellsten Brennerei-Produkte der Welt. Seither ist das Haus seinen Traditionen treu geblieben. Vom Herrenhaus, in dem alles begann, erlebten wir eine Führung durch die Herstellungs- und Lagerräume und erfuhren viel über die Besonderheiten der Marke Martell, für deren Destillation fast ausschließlich die Traubensorte Ugni Blanc, verwendet wird, die dem Endprodukt ein aromatisches Bouquet verleiht.. Bis zum Ende der Reifung werden die „Eau de Vie“ – „Lebenswasser“ genannten – Endprodukte streng kontrolliert. Am Abend erreichten wir dann den Stadtteil Chartrons von Bordeaux, der Hauptstadt der Region Aquitanien. Von vielen als eine der attraktivsten Städte Frankreichs angesehen, ist die Stadt, die schon zweimal kurz französische Hauptstadt war, ein wundervolles Reiseziel. Unser modernes Hotel und unser Abendessen standen ganz im Zeichen Aquitaniens.

Bordeaux – Médoc–Rundfahrt, neunter Tag, 11.04.2024

Erstes Ziel heute war das Médoc, jene dreieckige Halbinsel zwischen der Biscaya-Küste, dem Mündungstrichter der Gironde und dem Meeresbecken von Arcachon, die als besonderes und herausragendes Weingebiet weltbekannt ist. Vorbei an Weingütern mit Weinbergschlössern und durch kleine verträumte Ortschaften erreichten wir – nach mehreren Fotostopps - die Gironde, die etwa 75 km lange gemeinsame Trichtermündung der Flüsse Garonne und Dordogne. Dabei konnten wir – als kleines Extra – das von Sebastién Le Prestre de Vauban, Ludwigs XIV. berühmtestem Festungsbaumeister gestaltete Festungsbauwerk des Cussac-Fort Medoc besuchen. Es ist relativ wenig bekannt – und dadurch natürlich umso interessanter, da es auch zum UNESCO-Welterbe gehört. Danach konnten wir noch an den Rothschild-Weingütern – mit Fotostopp – vorbeifahren, bis wir uns dem Weingut Bacal zuwandten. Auf diesem inzwischen traditionellen und dennoch relativ jungen Weinhof des Médoc erfuhren wir einiges über die einheimischen Weine und ihre Produktion und natürlich konnten wir anschließend zwei der markanten Weinsorten des Hauses verkosten und erhielten einen leckeren Mittags-Imbiss. Wer wollte, konnte natürlich auch originalen Wein vom Hersteller kaufen. Anschließend ging es zurück nach Bordeaux. Beim Rundgang in der Stadt, diesmal vom riesigen Park Quinconnes beginnend und mit dem Anblick des vielleicht berühmtesten französischen Theaters startendenden Rundgang, konnten wir die die verschiedenen historischen Stadtviertel der Hauptstadt Aquitaniens kennenlernen. Die geschichtlich relevante Bedeutung als Hauptstadt von Aquitanien, ihrer wirtschaftlichen Bedeutung als Weinhandels-, Hafen- und Universitätsstadt und ihrer kulturellen Bedeutung als Stadt des UNESCO-Welterbes macht Bordeaux gewiss zu einer der bemerkenswerten Städte Frankreichs. Nicht nur, dass seit 2007 der Stadtkern, der sogenannte Port de la Lune, zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und aufregendes Flair verströmt, auch die Tatsache, dass bereits dreimal während deutscher Invasionen – 1870/71, 1914 und 1940 – zeitweise der französische Regierungssitz hierher verlegt wurde, haben den Ruf der aquitanischen Hafenstadt als „heimliche Hauptstadt Frankreichs“ gefestigt. Wir hatten Gelegenheit, den Altstadtkern dieser bemerkenswerten Stadt näher kennenzulernen. Unser Rundgang startete am Theater, ging durch die Geschäftsstraße Ste. Catherine durch die Stadt bis zum Marktplatz an der Kathedrale von St. André. Dieser größte Kirchenbau der Stadt geht auf romanische Bauten zurück, ist im Wesentlichen aber gotisch. Er sah nicht nur im 12. Jh. die Eheschließung des französischen Königs Ludwig VII. mit Eleonore von Aquitanien, die später für die Geschichte Europas höchst bedeutsam den englischen König Heinrich II. ehelichte, sondern auch 1615 die ebenfalls bedeutsame Hochzeit Ludwigs XIII. mit Anna von Österreich. Auch St. André von Bordeaux gehört – als Bestandteil des Jakobsweges in Frankreich – seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ähnlich einem italienischen Campanile steht ein weiterer – eigentlich als „Belfried gestalteter, heute aber als Glockenturm der Kathedrale geführter – Turm, der Tour Pey-Berland – der im 15. Jh. in gotischen Formen errichtet wurde. Hinter dem Kathedralenplatz sieht man die Fassade des Rathauses, das als „Palais Rohan“ in der zweiten Hälfte des 18. Jh. als Palast des Erzbischofs errichtet wurde. Seit 1835 Rathaus, beherbergen heute seine rückseitigen Flügel auch das Museum der Schönen Künste von Bordeaux. Durch die Fußgängerzone marschierten wir weiter durch das alte Weinhändlerviertel zum Stadttor Cailhou, das einst die Altstadt vor dem Hafenviertel an der Garonne abschottete. Weiter ging es am Garonne-Ufer zu einem weiteren UNESCO-Weltkulturerbe, dem Börsenplatz. Hier bildete der Blick auf den „Place de la Bourse“ den Abschluss unserer Stadttour. Als absolutes Highlight besteht er aus einem eleganten, im klassischen Stil gebauten Gebäude-Ensemble, das fast alle Informationsblätter zum UNESCO-Welterbe Bordeaux ziert. Es gilt als „grandioser Bau aus dem Zeitalter der Erleuchtung“ und entstand als „königlicher Platz“ 1733 – 43. Von hier aus hatten wir Freizeit und Gelegenheit für eigene Unternehmungen und trafen uns etwas später am Denkmal der Girondisten, wo wir in den auf uns wartenden Reisebus stiegen, um zum Hotel zurückzukehren.

Düne von Pyla – Arcachon – Bootsfahrt, Bordeaux, zehnter Tag, 12.04.2017:

Zwar war der heutige Tag frei zu Ihrer Verfügung für einen Bummel in Bordeaux, aber fast alle Gäste folgten uns zu einem interessanten fakultativen Tagesausflug in den Badeort Arcachon und zuvor zu Europas höchster Wanderdüne. Früh am Vormittag brachen wir auf zur Dune du Pilat (deren Schreibweise – höchst umstritten – schwankt zwischen Pyla, Pylat und Pilat. Allerdings ist sie mit Sicherheit die höchste Wanderdüne Europas, über 100 Meter hoch und fast drei Kilometer lang. Während sie ständig ihre Nennhöhe ändert – daran sind Wind und Erosion schuld - , entstand sie im Verlauf mehrerer tausend Jahre seit der letzten Eiszeit durch Erosion, Sandverwirbelung und andere Vorgänge, bei der geschätzte 60 Millionen Kubikmeter feinster Sand aufgehäuft wurden. Von ihrer Krone aus bietet sich ein wunderbarer Ausblick über die Region und den Atlantik. Wer wollte, konnte in recht mühsamem Aufstieg durch den Sand stapfen, aber die Krone der Düne ist auch über ihre eigens dafür gebaute Treppe zu erreichen. Der Sand ist hier so fein, dass er früher für Sanduhren verwendet wurde. Die ständige Erosionstätigkeit des Windes ist aber auch eine Gefahr - bis zu fünf Metern pro Jahr bewegt sich die Düne auf Häuser zu und „verschlingt“ unter anderem Kiefernwälder. Im Moment versucht man, ihr durch natürliche Eindämmungsprojekte mit Bepflanzung Einhalt zu gebieten. . Nach längerem Aufenthalt auf bzw. an der Wanderdüne fuhren wir nach Arcacon, jene hübsche Gemeinde und inzwischen mondänen Kurort, der direkt an der Atlantikküste am Rande des „Bassin d’Arcachon“ liegt, einer tief eingeschnittenen und den Gezeiten ausgesetzten Meeresbucht. An ihrem Südufer erstreckt sich der Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. äußerst beliebte Badeort Arcachon. Bis heute gilt der Ort als besonders mondän und sagenhaft teuer - er entwickelte sich, nicht zuletzt durch das damals als etwas Besonderes angesehene Casino, zum Luxusbadeort, wovon noch zahlreiche Villen aus der Belle-Epoque zeugen. Nach einem kurzen Bummel durch das Herz des Ortes lernten wir bei einer Bootsfahrt die Bucht von Arcachon etwas näher kennen. In ihrem Zentrum liegt die „Ile aux oiseaux“ (Vogelinsel), die zwar ein bedeutendes Vogelreservat beherbergt, die man aber nicht betreten darf. Aufgrund von Niedrigwasser konnten auch wir hier nicht anlegen. Wir sahen noch einige der Aktivitäten im die Insel umgebenden Austernpark, bevor wir nach Arcachon zurückkehrten, wo uns Chauffeur Segej und unser Bus erwarteten

Bordeaux – Poitiers – Reims, elfter Tag, 13.04.2024:

Nachdem wir schon am Abend zuvor unsere vier Fluggäste verabschiedet hatten, hieß es heute früh Abschied nehmen – von Bordeaux und der inzwischen sommerlich warmen Atlantikküste. . Wir fuhren im Bus Richtung Norden und gelangten in die bekannte Stadt Poitiers. Einst eine der wichtigen Hauptstädte im Westen Frankreichs, ist sie ein interessantes und sehenswertes Ziel. Da gerade Markttag war, mussten wir um Straßensperren herum zur Kathedrale fahren, an der uns Chauffeur Sergej zum Stadtrundgang entließ. Wir hielten an der im 6. Jh. entstandenen Taufkapelle des Heiligen Johannes des Täufers, bevor wir zur Kathedrale mit ihrem eher seltenen Stil als Hallenkirche im Übergang von Romanik zur Gotik gelangten. Durch die Innenstadt mit kurzem Stopp am Donjon der ehemaligien Residenz der Grafen von Poitiers kamen wir zum absoluten Kleinod der Stadt – der kunsthistorisch bedeutsamen Kirche „Notre Dame de la Grande“ als Zeugnis der poitevinischen Romanik. Da es Samstag war, konnten wir noch eine Weile das Markttreiben genießen, bevor wir mit unserem Bus weiterfahren mussten nach Reims. Einen Vorort der alten Krönungsstadt Reims, erreichten wir recht spät, konnten im Restaurant aber noch ein leckeres Abendessen verzehren.

Reims – Saarbrücken – Frankfurt – Eisenach – Dresden, zwölfter Tag, Mittwoch 14.04.2024:

Sehr früh mussten wir heute von Reims zu unserer langen Heimreise starten, die recht zügig von statten ging, da sonntags weniger Verkehr als sonst ist. Bald schon waren wir unterwegs in Richtung Heimat. Dennoch dauerte es den ganzen Tag, um über frnzösische und später deutsche Autobahnen vorwärts zu gelangen, bis wir am Abend nach mehreren Stopps unterwegs Dresden erreichten. Ihr Dr.Michael Krause, Eberhardt-Reiseleiter.

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